Norröna

Gufufoss

Lagarfljót

1.Tag-29.Juli 2004
Von Seydisfördur nach Hallormstadur, 56 km

Es ist 4.25 Uhr. Meine Uhr reißt mich aus dem Schlaf. Ich hab vergessen den Wecker auszuschalten. Leise stehe ich auf, um die anderen Leute  in der Kabine nicht zu wecken. Es sind noch ca. 3 h bis die Norröna in den Hafen von Seydisfjördur einläuft. So gehe ich erst einmal in die Cafeteria um zu frühstücken. Morgens kurz vor 5 Uhr bin ich der einzige hier. Als die Fähre in den Seydisfjördur einfährt, sind die Berge in Nebel getaucht. Das Schiffsdeck hat sich nun mit vielen Leuten gefüllt und es ist kaum ein Platz zum fotografieren zu finden. Das lohnt sich aber nicht so sehr. Man hat im Ort Seydisfjördur eine neue Anlegestelle für die Norröna gebaut, die jetzt den ganzen Hafen dominiert. Nix mehr mit dem kleinen verschlafenen Hafen von früher.

War es auf dem Schiffsdeck durch den Fahrtwind (17 Knoten) doch recht frisch, so ist es jetzt schon ziemlich warm. Mit kurzer Radhose und einem dünnen Pulli kommt man zurecht. Bevor es den ersten Berg hoch geht, wollen wir an der Tankstelle noch einen Kaffee trinken. Aber wie das so ist in Island, die altbekannte Tankstelle gibt es nicht mehr und zurückfahren zum Fähranlieger wollen wir nicht. So füllen wir auf dem nahe gelegenen Zeltplatz unsere Trinkflaschen auf und nehmen den ersten Pass in Angriff. Auf 12 km sind 650 Höhenmeter zu überwinden. Die Steigung wird stetig größer und am Ende hat die Straße 10-12% Steigung. Diese erste Berg wird zeigen, wie gut die Form ist. Sie scheint bei mir nicht all zu gut zu sein, da die anderen schon bald einen Vorsprung rausgefahren haben. Der Vorsprung wird größer, da ich am ersten Wasserfall, dem Gufufoss, erst einmal eine Pause einlege und ein paar Fotos mache. Auf der halben Strecke bergauf ist dann eine Baustelle und der Asphalt zu Ende. Ein Jeep muss vor mir anhalten, da gerade ein Bulldozer auf die Straße fährt. Nachdem der Bulldozer die Straße wieder verlassen hat, versucht der Jeepfahrer wieder anzufahren. Aber nichts passiert, gleich am ersten Berg ist die Kupplung im Eimer. Entnervt lässt er den Kopf auf das Lenkrad sinken. Bloß gut, das wir alles aus eigener Kraft bewältigen können, auch wenn es anstrengender ist.

Oben, kurz vor dem höchsten Punkt, wird es dann wieder flacher. Auf diesem Teilstück kann ich den Vorsprung der anderen wieder aufholen. Am höchsten Punkt habe ich sie eingeholt. Na also, ich bin anscheinend doch nicht so schlecht in Form. Am ersten Aussichtspunkt machen wir Halt, aber es gibt nicht viel zu sehen. Die Luft ist sehr dunstig und vom Snæfell ist nichts zu sehen. Der starke Wind kühlt uns schnell aus, so dass wir den Weg bald fortsetzen. Ab jetzt geht es bergab. Mit mehr als 60 km/h schieße ich Egilsstadir entgegen. Ich erkenne den Ort kaum wieder. Er muss deutlich größer geworden sein, seit 1997, als ich das letzte Mal hier war.

Der erste Weg führt in den Supermarkt. Wir müssen uns noch mit Lebensmitteln für 14 Tage eindecken. Wir packen Essen für 8 Tage ein. Der Rest wird in einem Paket verstaut, welches wir zur Hütte Dreki, an der Askia, vorschicken wollen. Das ist auch kein Problem, das Mädel vom Zeltplatz in Egilsstadir organisiert es. Ich vergewissere mich 3 Mal bei ihr, ob denn alles glatt gehen würde, da von diesem Paket unsere Weiterreise abhängig ist. Sie beruhigt mich aber und sagt, es wird da sein. Wir gehen mit Per, den wir auf der Fähre kennen gelernt haben, noch gemeinsam essen. Danach trennen sich unsere Wege. Er fliegt von hier aus mit dem Flugzeug nach Reykjavik, für uns beginnt der Weg ins Hochland.

So mit einer dicken Portion Pommes im Bauch sind die ersten Kilometer auf der Ringstraße, Richtung Süden, gar nicht so einfach. Es nieselt leicht, aber der Wind kommt von hinten, so stört der Regen nicht. Nach 11 km biegen wir rechts auf die Straße 931, Richtung Lagarfljót-See, ab. Hier gibt es Islands größtes, zusammenhängendes Waldgebiet, auch wenn die Bäume meist nicht gößer als 3 bis 4 m sind. In der Ferne kommt der aufgestaute Fluss Lagarfljòt in Sicht. Ein erstes Hinweisschild kündigt den Campingplatz, ein Hotel und das Schwimmbad an. Kurz vor dem offiziellen Campingplatz gibt es mehrere nicht bewirtschaftete Flächen zum Zelten. Die ersten Isländer rüsten sich für das Feiertagswochenende Bankholiday. Die Wohnwagen werden aufgebaut und es liegt der Duft von gegrilltem Fleisch in der Luft. Da es hier keine Zapfstellen für Trinkwasser gibt, rollen wir weiter bis zum offiziellen Campingplatz nach Hallormstadur.

Hier finden wir einen ganz guten Platz zum Zelten und hoffen, dass die erste Nacht des Bankholiday-Wochenendes nicht zu laut wird. Wir haben da schlechte Erinnerungen an die Campingplätze in Akkureyri und Varmáhlid. Aber unsere Befürchtungen sind grundlos. Es sind meist nur Familien mit Kindern hier, so dass bei Zeiten Ruhe ist.
Nachdem wir alles aus-, um- und wieder neu eingepackt und Essen gekocht haben, fängt es langsam an zu regnen. So ist es Zeit sich ins Zelt zu verkrümeln. Es wird eine ruhige Nacht, in der Regen gleichmäßig aufs Zeltdach tröpfelt.

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